Unterwegs mit Nationalparkführerin Petra Schmidt auf dem höchsten Berg von Rheinland-Pfalz. Vor uns liegen spannende Märchen, viele Informationen und gute Aussichten, vor dem Wald viele Herausforderungen.
10.30 Uhr: Treffpunkt am Hunsrückhaus am Erbeskopf mit Petra, die wir bereits gestern kennengelernt haben. Vom Parkplatz aus gibt es freien Blick, die Skipiste hinauf bis zur Windskulptur am Gipfel (816 m ü.NN). Weil der Erbeskopf keineswegs mehr schneesicher ist, wird die Skipiste mittlerweile als Sommerrodelbahn genutzt - das Vergnügen heben wir uns aber für den nächsten Hunsrückurlaub auf.
Wir fahren Petra hinterher bis zum Wanderparkplatz direkt auf dem Gipfel. Mit im Gepäck: eine große Thermobox mit unserer Verpflegung. Die lassen wir erst mal im Auto und freuen uns schon darauf, den Inhalt nach der Wanderung zu verköstigen.
Die Kraxe mit Florentine geschultert geht es los in den dichten Wald. Nach einigen hundert Metern erreichen wir die Grenze zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Der Weg führt oft über schmale Pfade, ist mal steinig-unregelmäßig, mal ganz weich von den heruntergefallenen Fichtennadeln.
Mit ihrer einfühlsamen und berührenden Art lenkt Petra den Fokus der Kinder auf die kleinen und oft unbeachteten Details des Waldes. Sie zeigt uns ihre Baum-Freundin, eine alte Buche (die Fritzi auf dem Rückweg auf den Namen Luzie tauft). Wir entdecken Zunderpilze in rauhen Mengen und erfahren, dass sie unter Naturschutz stehen. Und wir lernen, dass immer mehr Waldfläche im Nationalpark zum Urwald wird. Urwald heißt: Der Mensch greift hier nicht mehr ein - allenfalls noch, um Wanderwege abzusichern oder vom Borkenkäfer befallene Bäume in den Grenzbereichen zum Wirtschaftswald zu fällen.
Der bereits erwähnte Klimawandel wird hier auf dramatische Weise sichtbar. Die Fichtenbestände sterben ab, weil sie zunehmend austrocknen, kein Harz mehr produzieren und sich der Borkenkäfer ungehindert vermehren kann. In der Denkweise des Nationalparks stellt das kein Problem dar. Aus den großen Mengen an Totholz durch das Fichtensterben kann neues Leben erwachsen die Artenvielfalt steigt. Petra kennt viele Studien und Untersuchungen zu der Thematik, die sie aber nicht ermüdend referiert, sondern für Kinder und Erwachsene leicht verständlich aufarbeitet.
Zwischendurch ein Gedicht oder ein Märchen, immer wieder Gelegenheit zum Fragen stellen und viele persönliche Bemerkungen lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Die zurückgelegte Strecke beträgt eigentlich nur ca. 3 km. Für uns ist es die erste geführte Wanderung. Durch die angeleitete Blickwinkelveränderung nehmen wir mehr und anders wahr, als bei einer unbegleiteten und eher auf die reine Wegbewältigung orientierte Wanderung, so dass wir nach rund 4 Stunden etwa so müde wie nach einer 10 oder 12km-Runde sind.
Kurz vor Ende der Nationalparkwanderung finden die Kinder den roten Faden des Familienwochenendes wieder: Am Fuße von Petras alter Baum-Freudin Luzie finden sie eine Schatzkiste. Drei einfache Fragen müssen sie schon beantworten, aber dann dürfen sich Fritzi und Florentine ein paar glänzende Edelsteine aussuchen.
Zurück am Parkplatz nehmen wir die Thermobox mit in die nahegelegene Schutzhütte und breiten das von Annegret Lipp (angeregtes - lecker daheim und unterwegs) sorgfältig vorbereitete reichhaltige Buffet vor uns aus - mehr dazu in einem der nächsten Posts, in dem wir ausschließlich mit unserer Verpflegung befassen.