Schon den Vortag mussten wir ja anders planen. Und diesmal steht der geplanten Wanderung auf dem FrankenwaldSteigla »Dreierknock« etwas im Wege, nämlich eine dicke Wolkendecke, die auch noch inkontinent ist. Was die Erde nach einer längeren Trockenzeit freut, lasst das Wanderherz nun heute traurig gestimmt zurück.
Ach was, das Wanderherz frohlockt, denn raus geht es ja trotzdem. Als Alternative hat »Held der Region« Peter Hagen die 1. Etappe des Fränkischen Gebirgswegs auserkoren, wobei wir einen allerersten Abschnitt weglassen und sogleich nach Issigau rollen. Gerade mal 1.000 Seelen zählt das Gemeindegebiet. In der Dorfmitte von Issigau starten wir. Der Fränkische Gebirgsweg beginnt übrigens in Untereichenstein beim Drehkreuz des Wanderns, dem wir am Tag zuvor einen Besuch abgestattet hatten.
Wir sind zu viert unterwegs, denn Phil, der Border Collie von Peter Hagen, begleitet uns. Wobei, vermutlich begleiten wir ihn, denn er ist uns immer ein Paar Schritte voraus. Phil weiß aber genau, wann er zu warten hat, und ist überhaupt ein sehr gelassener Geselle, der aber bei den Schafen, wie Peter Hagen erzählt, ganz klar das Sagen hat.
Das Sagen haben bei unserer fast vierstündigen Wanderung die Wegweiser zum Fränkischen Gebirgsweg, die uns von Issigau über die Höhen führen und in einen nahen Wald hinein. Wieder stapfen unsere Wanderschuhe über frisch gemähtes Grün - offenbar wird hier allerbestens für die Qualität der Wege gesorgt.
In Rothleiten passieren wir das Wanderheim, wandern auf weichen Waldpfaden zwischen den Bäumen entlang und tauchen bald wieder richtig tief in den Wald ein. Auf und ab geht es, doch immer gemächlich-gemütlich, irgendwie ohne Hektik, auch wenn wir dann und wann ziemlich zügig die Kapuze überziehen oder den Regenschirm aufspannen müssen. Es nieselt, es tröpfelt, es regnet sich ein.
Auch bei der Rast improvisieren wir. Peter Hagen kennt sich nicht nur aus in der Region, sondern kennt auch vermutlich neben Land auch Leute. Jedenfalls okkupieren wir eine Gartenlaube in Rodesgrün, schütteln uns kurz die Nässe aus dem Frack und bestaunen dann, was Peter Hagen für Leckereien in seinem Rucksack mitgeschleppt hat. Brotzeit steht an, bevor wir weitergehen, eine Bio-Hühnerfarm entlang, später dann mäandert der Fränkische Gebirgsweg durch die Felderlandschaft, unterquert die Bundesstraße und nähert sich zielgenau Selbitz. Dort kürzen wir ab, und entgehen damit sicher dem nächsten Regenguss.
Im Gasthof wechseln wir die durchnässten Klamotten, doch nach drinnen bleiben steht uns nicht der Sinn. Wenn wir schon im Frankenwald sind, wollen wir auch was sehen. Weil die Mitnahme auf die Zicklein-Weide entfällt (und wir zumindest vom Zaun aus am Tag zuvor die Herde bestaunen konnten) und das Zuschauen in der Küche auf den Abend verschoben wurde, haben wir noch gut drei Stunden Zeit zu unserer Verfügung.
Also los, heißt es für Petra und mich, auf eigene Faust noch ein wenig die Region erkunden. Als Erstes fahren wir noch einmal nach Blechschmidtenhammer ins Informationszentrum, schauen uns dort Lichtbildvorträge zum Frankenwald und zu Lichtenberg an – der uns animiert, im Anschluss dorthin zu fahren – und gucken faszinieren der Miniatur-Höllentalbahn zu.
Dann ruft Lichtenberg. Die Burg thront über dem Selbitztal, deren Ursprünge bis ins Jahr 814 zurückreichen. Im September findet in der Altstadt und der Burgruine ein mittelalterliches Burgfest statt.
... und weil bis zum kleinen Kochevent noch etwas Zeit über ist, kurven wir mit dem Wagen noch nach Hölle, entdecken den Pavillon mit dem Höllensprudel und zapfen uns ein Fläschlein des kühlen, frischen Getränks ab.
Und fahren zurück nach Selbitz in die Goldene Krone. Das Abendessen wartet – und verlangt natürlich nach einem eigenen Bericht.